Madonna führt zu verborgenem Schatz

Als im Februar 2012 an der Karl-Liebknecht-Straße 7 im südlichen Zentrum von Leipzig nach Jahren hinter aufgeschichteten Plakaten Blek le Rats Stencil “Madonna mit Kind” wieder ans Licht gelangte, war der Wunsch geboren, dass sie bleibt – für den Künstler, die Kunst und für Leipzig.

Noch im März erschien der erste Artikel im Leipziger Stadtmagazin Kreuzer und ich wurde kurzerhand zur Graffitiexpertin erhoben, deren Text die Basis für den Denkmalschutz für die Madonna an Ort und Stelle war. Und innerhalb von 2 Wochen (!) stand ein vor 21 Jahren ungefragt angebrachtes Stencil auf der Liste des sächsischen Landesamt für Denkmalpflege. Das Motiv: Die Madonna der Pilger mit dem Jesuskind im Arm nach Caravaggio inkl. Widmung an die Kunst- und Kulturmanagerin Sybille und Künstlersignatur.  Eine Medienwelle löste die nächste ab, schließlich ist es das ältestes Kunstwerk des französischen Künstlers im öffentlichen Raum. Die Sensation war geboren und seit April 2013 ist die Madonna hinter Glas und eine neue, nun internationale Medienwelle brach los und es wurde heiß diskutiert über Gentrifizierung, Tourismus, die Widersprüchlichkeit im Umgang mit legal und illegal angebrachten Bildern und dem Unterschied von Kunst und Graffiti. Der Diskurs war spannend, allerdings habe ich mich weitest gehend von der öffentlichen Diskussion fern gehalten und mit der Madonna ein Thema in der Öffentlichkeit gehalten, das in Vergessenheit zu geraten droht:

Die Galerie éphémère in der Universität Leipzig

Die Galerie éphémère vereinte 1991 20 Künstler aus Frankreich und Deutschland zu einem Pochior-Projekt an der Leipziger Universität. Die Leipziger Künstlergruppe setzte sich aus Künstlerinnen um die hiesige Galerie Globus und Galerist Jost Braun zusammen, unter ihnen waren Jens Pfuhler, Gudrun Petersdorff, Steffen Balmer, Ingo Regel und Nowacky. Die französischen Künstler wie Blek le Rat, Jeff Aerosol, Miss Tic, Olivier und andere brachten die Technik des Schablonengraffitis, frz. Pochior nach Leipzig, wenn man damaligen Pressematerial glaubt. Während des Festivals entstand eine Dauerausstellung für Pochoirkunst im Seminargebäude der Universität Leipzig, sechs Fahnen und unzählige Fotos. Seit der Renovierung des Universitätscampus befinden sich die 100 großformatigen Arbeiten im Magazin der Universität Leipzig und sollen in den nächsten Jahren reinstalliert werden, wie die Sammlungskonservatorin Cornelia Junge im Juni 2013 gegenüber der Deutschen Welle und der Leipziger Volkszeitung bestätigte.

Seither liegen mir keine weiteren offiziellen Informationen zu dem Fortschritt des Vorhabens vor und ich wünsche mir für die Künstler, die Kunst und Leipzig, dass der “Graffiti-Kunstschatz” (LVZ) wieder seinen Platz in der Öffentlichkeit findet.

Weitere Informationen: Save Madonna

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