SAUGKULTUR » 2011 http://saugkultur.org Eine Initiative gegen Kulturdepression und für freie Entfaltung kreativen Potentials Tue, 09 May 2017 11:47:08 +0000 de-DE hourly 1 http://wordpress.org/?v=4.0 Elisa Liepsch über Dramaturgie http://saugkultur.org/elisa-liepsch-ueber-dramaturgie/ http://saugkultur.org/elisa-liepsch-ueber-dramaturgie/#comments Mon, 19 Sep 2011 12:56:07 +0000 http://saugkultur.org/?p=1666 Weiterlesen ]]> “Eigentlich bin ich ganz anders, nur komme ich so selten dazu.” Mit diesem Motto ist der Auftakt der aktuellen Spielzeit am DNT überschrieben. Wie lautet Dein Motto am Theater?

„No stress please, it’s just art.“ Aber eigentlich habe ich kein richtiges Motto. Mein Antrieb zum Theatermachen ist in erster Linie ein Interesse an Menschen und ihren Geschichten, die Neugierde und die Lust mich sinnlich verzaubern zu lassen, und die permanente Suche – nach künstlerischer Reibung zum Beispiel. Dabei möchte ich kontinuierlich verunsichert werden und meinen eigenen Standpunkt in Frage stellen. Für mich muss Theater auch immer einen politischen Aspekt haben. Der gesellschaftliche Gegenentwurf, der über die Bühne formuliert wird, muss auch dahinter praktiziert werden. Theater sollte in allen Instanzen ein Wagnis sein, vor allem aber auch Spaß machen.

Seit Sommer 2010 bist Du Dramaturgieassistentin am Weimarer Theater. Wie sieht ein Dramaturgen-Arbeitstag aus? Und mit wem arbeitest Du zusammen?

Am Stadttheater ist man vor allem mit der Produktionsdramaturgie betraut, d.h. begleitet den kompletten Entstehungsprozess einer Inszenierung. Dies bedeutet zunächst die Vorbereitung der Produktion mit dem Regisseur, mit dem ein Konzept und die Strichfassung erarbeitet werden, um eine bestimmte Lesart des Stoffes darzulegen. Zunächst ist es also die intensive Arbeit am Text und später die konkrete Probenarbeit mit den Schauspielern. Dort ist man vor allem beratende Instanz, recherchiert Hintergrundmaterial und hat den Außenblick inne.
Den klassischen Arbeitstag gibt es nicht. Der Tag ist quasi zweigeteilt, da es jeweils vormittags und abends Probenblöcke gibt. Die Zwischenzeit verbringe ich in Sitzungen, arbeite der Presseabteilung zu, recherchiere, erstelle das Programmheft. Hinzu kommt die Publikumsarbeit wie Stückeinführungen und Nachgespräche.
Außerdem müssen bereits die zukünftigen Spielzeiten vorbereitet, Gespräche mit potentiellen Regisseuren, Autoren, Schauspielern etc. geführt und Besetzungen geplant werden. Das geschieht in Zusammenarbeit mit der Intendanz, mit der die programmatischen Schwerpunkte gesetzt werden. Und eigentlich müsste man viel mehr reisen, Theater gucken, Leute treffen, Impulse aufnehmen. Es ist ja eine Art produktiver Müßiggang, der immer wieder für neue Kreativität sorgt.

Welche Produktionen betreust Du in der Spielzeit 2011/2012?

Ich betreue Ödön von Horváths „Zur schönen Aussicht“, eine bitterböse Komödie aus den 1920er Jahren in der Regie von Dominique Schnizer. Es spielt in einem heruntergekommenen Hotel, welches wir in den Maschinensaal des e-werks gebaut haben. Hier haben wir in der letzten Spielzeit auch die Reihe „Messe der Meister von Morgen“ etabliert, für die das Schauspielensemble eigeninitiativ Abende kreiert, die sich jenseits der klassischen Inszenierung bewegen. Wir wollen damit dem Publikum den Raum bieten, neue Formate kennenzulernen, und zeigen, dass ein Abend auch Ecken und Kanten haben darf. Hier betreue ich einige Arbeiten. Im e-werk wird im Juni 2012 auch unser Minifestival der zeitgenössischen Dramatik stattfinden. Wir haben in der vergangenen Spielzeit festgestellt, dass das Publikum sehr neugierig auf das Zeitgenössische ist.

Welche Inszenierung legst Du dem Publikum besonders ans Herz?

Grundsätzlich natürlich alle. Wir haben als Mehrspartenhaus einen sehr breit gefächerten Spielplan. Brechts „Heilige Johanna der Schlachthöfe“ finde ich sehr anregend. Fragen um die erschöpfte Gesellschaft und inwiefern politisches Theater und Handeln zur Floskel und zum Alibi verkommen ist, werden hier verhandelt. In dieser Spielzeit bin ich insbesondere auf „Das Wirtshaus im Spessart“ gespannt, aber auch „Alcina“. Ich mag Alte Musik und freue mich, dass es nach wirklich langer Zeit eine Händeloper auf der großen Bühne gibt. Abgesehen davon wird das 2. Internationale Tanzfestival stattfinden, ein weiterer Weg dem Publikum künstlerische Vielfalt zu zeigen. Und das ist das Schöne am Theater: Man macht es natürlich für die Menschen und die Stadt, aber eben immer auch für sich selbst. Die Möglichkeit, ganz viel ansehen zu können, empfinde ich als Luxus.

Welches Projekt würdest du gern einmal in Angriff nehmen?

Am Theater interessiert mich vor allem Interdisziplinarität. Dem Publikum möchte ich neben dem klassischen auch einen erweiterten Theaterbegriff nahe bringen, es für Neues begeistern. Ich hätte außerdem große Freude an einem spartenübergreifenden Projekt. Das ist aufgrund unterschiedlicher Arbeitsweisen und Dispositionen nicht so ohne weiteres möglich. Aber man weiß ja nie…

Maxi Kretzschmar im Kulturjournal Mittelthüringen 05/2011

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IBUg – Industriebrachenumgestaltung http://saugkultur.org/ibug-industriebrachenumgestaltung/ http://saugkultur.org/ibug-industriebrachenumgestaltung/#comments Fri, 19 Aug 2011 09:05:44 +0000 http://saugkultur.org/?p=1664 Weiterlesen ]]> Urbane Kultur im ländlichen Raum

Wenn verlassene Fabriken neue Farben auf die alten Mauern bekommen, Ingenieurbüros zu Ateliers werden und Dampfkessel zu Installationen, dann ist IBUg-Zeit in Westsachsen.

IBUg steht dabei für Industriebrachenumgestaltung und ist ein Projekt einer losen Initiative um den Graffitikünstler Tasso. Begonnen hat die IBUg vor sechs Jahren als inoffizielle Veranstaltung. „In Meerane gibt es – wie in vielen ostdeutschen Städten, in denen ehemals eine produzierende Industrie existiert hat – sehr viele brachliegende Industriebetriebe und Fabriken, an denen niemand mehr Interesse hat und welche so einem langsamen Verfall ausgesetzt sind. Auf der ständigen Suche nach Flächen zur Nutzung für legales Graffiti stieß ich bei unseren Verantwortlichen – insbesondere Bürgermeister Prof. Ungerer – auf offene Ohren“, erinnert sich Initiator Tasso. Der Grundstein war gelegt, und seither pilgern jedes Jahr Künstler der Urbanen Kunst und Kultur nach Meerane, in eine Stadt, die geprägt war von der Textilindustrie und deren Fabriken heute verlassen stehen. Kunstförderung, kulturelles Bildungsangebot, internationales Szene-Event – all das ist die IBUg, und dennoch kann man nicht in Worte kleiden, was da alljährlich in Westsachsen passiert: Alte Balken werden zu Pferden, Fenster zu Bilderrahmen, Steckdosen zu Gesichtern, kurz: ungewollte Relikte der Industriegesellschaft zu Kunst für die Kulturgesellschaft. Zone56 , Künstler und Teammitglied der IBUg, glaubt: „…dass es eine Stimmung in den Gemäuern gibt. Da vor vielen Jahren in solchen Gebäuden Hochkonjunktur herrschte, bekommt man das als Künstler mit oder kann es zumindest erahnen, wenn man eine Weile dort am Werk ist. Die Architektur, der Verfall, das Ambiente gibt den Anreiz, etwas zu machen, das diese Einflüsse widerspiegelt. Wenn man das erste Mal die Hallen betritt, denkt man, eigentlich könnte alles so bleiben, wie es ist. Es ist schon ‚Kunst’. Ich hoffe, die eingeladenen Künstler – egal aus welchem Land – werden das spüren und in ihre Kunst mit einfließen lassen.“ Und sie tun es, Jahr für Jahr!

Projekte wie die IBUg sind ohne Gelder aus der Wirtschaft und breite Unterstützung eines gut funktionierenden Netzwerks nicht möglich. Vertrauen ist dabei das höchste Gut. Immerhin laden die Organisatoren internationale Künstler in eine Brache ein, die nicht selten zum Abriss freigegeben ist – Fluch und Segen zugleich. Segen, weil in diesem Niemandsland aus Unkraut und funktionslosen Mauern freie Kunstproduktion möglich ist. Alle Kunstwerke können bleiben, kein Nagel muss entfernt werden, keine Wand muss stehen bleiben. Die Künstler können ihrem kreativen Geist in der Gestaltung von Installationen folgen, die Themen sind frei. Fluch, weil jahrelange Arbeit notwendig ist, um das Vertrauen herzustellen. Immerhin kaufte die Stadt Meerane jahrelang die Brachlandschaften, entwickelt mit den Organisatoren gemeinsam ein temporäres Nutzungskonzept und unterstützt, wo sie kann. Und dennoch ist die Realisierung des Projektes alljährlich eine Hängepartie. Abgelegen vom Zentrum öffentlichen Interesses müssen Förderer und Sponsoren überzeugt werden. Ohne ein über Jahre gewachsenes Netzwerk aus Privatpersonen, regionalen und überregionalen Unternehmen und Kulturträgern, der Stadtverwaltung und dem eingeschworenen Team wäre die IBUg nicht nur aus finanzieller Sicht undenkbar.

Umso schöner ist daher die Entwicklung. Einst ein reiner Szenetreff, wurde das Projekt inzwischen in eine nichtöffentliche Kreativphase mit Künstlern aus dem In- und Ausland sowie eine Präsentationsphase unterteilt. Dieses Konzept hat sich bewährt und wird ständig weiterentwickelt. 2010 kamen mehr als 2.000 Besucher in ein umgestaltetes Palla-Werk . Spontane Konzerte mit den Besuchern, Performances, Führungen und Malaktionen mit den Künstlern fanden statt. Seit 2011 wächst die IBUg zu einem Festival für urbane Kultur. Ein Rahmenprogramm mit Kino, durch die Brache inspirierte Mode, Vorträgen zu Kunst im öffentlichen Raum und Umnutzungskonzepten, einer IBUg-Kneipe, wo Einheimische und Zugereiste an einem Tisch sitzen, und einem Urban Art Markt begleiten die Ausstellung. Ausstellung? Eine Ausstellung wird nicht wirklich geboten, vielmehr ein Gesamtkunstwerk, das nicht fertig ist und – auch während des Festivals – zum Gestalten einlädt.

Auch wenn die IBUg ein Jahresprojekt ist, stellt sie in einer Region, die den demografischen und gesellschaftlichen Wandel seit der Wende radikal erleben musste (vom wirtschaftsstarken Manchester des Ostens zu einer Abwanderungsregion), einen wichtigen Identifikationswert dar. Schließlich sind es immer noch die Brachen, in denen ein Gros der Bevölkerung einen erheblichen Teil seines Arbeitslebens verbracht hat und die von Künstlern nun das letzte, schönste Kleid auf den Leib geschneidert bekommen. Es ist doch ein erhebender Moment, wenn Enkel und Großeltern den Eingang passieren und gemeinsam durch eine Kunst-Brache gehen, die so vielschichtige Geschichten erzählt, sodass das Alter keine Rolle mehr spielt. War es früher die Industrie, die den Ton angab, ist es heute einmal jährlich die Kunst, die eine ganze Stadt in helle Aufregung versetzt. IBUg your life!

Maxi Kretzschmar in SOZIOkultur 2-13
www.ibug-art.de

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Scanning Europe – Junge Freiwillige vermessen Europa http://saugkultur.org/scanning-europe-junge-freiwillige-vermessen-europa/ http://saugkultur.org/scanning-europe-junge-freiwillige-vermessen-europa/#comments Thu, 07 Jul 2011 12:44:03 +0000 http://saugkultur.org/?p=1669 Weiterlesen ]]> Scanning Europe – Junge Freiwillige vermessen Europa

Was heißt Europa für mich? Welche Bedeutung hat Europa für mein Land? Welche Auswirkungen hat ein gemeinsames Europa auf politische, soziale und kulturelle Entwicklungen in meinem Land?
Mit diesen und ähnlichen Fragestellungen beschäftigt sich seit Mitte 2010 „Scanning Europe“ – ein Projekt der Europäischen Jugendbegegnungsstätte Weimar (EJBW). 15 Jugendliche aus Italien, Rumänien, Ungarn, Russland und der Ukraine absolvieren ihren einjährigen Freiwilligendienst bei verschiedenen international und europapolitisch aktiven Initiativen und Einrichtungen in Weimar und Ilmenau. Ein gemeinsames Projekt eint sie: Sie scannen Europa unter der Kernfrage: „Was stärkt/gefährdet die Demokratie und demokratische Prozesse regional und europaweit?“
Schritt für Schritt untersuchen die Freiwilligen den Arbeitsbereich ihrer Einsatzstellen in Deutschland und vergleichen diesen mit dem einer ähnlichen Einrichtung aus ihrem Herkunftsland. Alle sechs Wochen treffen sie sich und tauschen ihre Erfahrungen aus – mit dem Ziel, dass sie gewonnene Erkenntnisse in ihre Heimatländer tragen. Dabei beschäftigen sie sich mit den Themen Bildung und Partizipation, Mobilität und Migration, Chancengleichheit und gesellschaftlicher Wandel, Umwelt und Lebensgrundlagen sowie Demokratie und Politik. Ihre Erfahrungen und Ergebnisse präsentieren die Freiwilligen der Öffentlichkeit auf der Internetplattform: www.scanning-europe.eu und nach Ende des Projektes Mitte 2012 in einer Ausstellung.
Während des Aufenthalts in Thüringen finden auch Bildungsausflüge zu geschichtlichen, europapolitischen und kulturellen „Lernorten“ wie dem Europaparlament in Brüssel oder auch eine Sprechstunde mit dem Europaabgeordneten Dr. Dieter Koch in Straßburg statt, um anschließend in der Gruppe intensive und praktische Auseinandersetzungen und Diskussionen führen zu können. Die Freiwillige Irene Schenk bringt es auf den Punkt: „Denn wo außerhalb, zu Hause oder unter Freunden, findet man so viele Gleichgesinnte, die alle dasselbe ausgeführt und dennoch etwas ganz anderes erlebt haben?“
Die Ungarin Livia Pelyhes hat im Juni 2011 ihren Freiwilligendienst in der EJBW beendet. Die studierte Germanistin aus Budapest kam nach Deutschland, um ihre Sprachkenntnisse zu verbessern, eine politische Bildungseinrichtung für Jungendliche kennen zu lernen und aus „Interesse an den Problemen unserer Generation“, wie sie in ihrem Motivationsbrief schrieb. Besonders interessieren sie Methoden der Toleranz- und Demokratieentwicklung, da sie Übergriffe gegenüber Roma, die sich seit 2008 in Ungarn häufen, Jugendbildungsmaßnahmen und Möglichkeiten für Freiwilligendienste in Ungarn vermisst. Vom Projekt „Scanning Europe“ hat sie von Freunden erfahren, die bereits in Portugal und Italien als EU-Freiwillige tätig waren. Livia schätzt an dem Weimarer Modell, die regelmäßigen Treffen in der Gruppe mit anderen Freiwilligen, denn hier kann sie sich über die Arbeit in der Einsatzstelle austauschen und neue Freunde kennen lernen, die sie künftig in verschiedene Länder führen werden. In einem interkulturellen Seminar beispielsweise konnte Livia ihre Vorurteile gegenüber Italienern abbauen und lernte Deutschland als sehr unterschiedlich in Bezug auf kulturelle Besonderheiten kennen. Ihre Zukunft in Deutschland hat Livia auf fünf Jahre begrenzt, davon will sie zwei Jahre in Berlin verbringen, um Kulturmanagement an der Humboldt-Universität zu studieren.
Livias Zeit in Thüringen war Lehr- und Wanderjahr, persönliches und berufliches Erfahrungsjahr, Kultur- und Bildungsjahr in einem – ganz so heterogen wie es Europa auch ist. Auf die Frage „Was ist Europa?“ bzw. „Was wird Europa?“ finden sich ebenso viele Antworten wie auf die Frage „Was wird Thüringen?“ und das ist gut so. Livia hat ein kleines Puzzelteil hinzugefügt.

Maxi Kretzschmar im Kulturjouranl Mittelthüringen 4/2011

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Urbane Kunst im grünen Herzen Deutschlands http://saugkultur.org/urbane-kunst-im-grunen-herzen-deutschlands/ http://saugkultur.org/urbane-kunst-im-grunen-herzen-deutschlands/#comments Tue, 10 May 2011 04:05:09 +0000 http://gluehendelandschaften.wordpress.com/?p=1028 Weiterlesen ]]> Es gibt Kunst im öffentlichen Raum, Kunst am Bau und Freie Kunst.
Vorreiter heutiger Kulturpolitiker haben im Zuge der Modernisierung seit der Aufklärung diese Unterscheidung eingeführt. Die Freie Kunst entwickelt sich seither prächtig in Museen, Galerien und Kunsträumen in Stadt und Land. Eine Avantgarde löst die andere ab, der Pluralismus in den Kunstströmungen entsteht. Inhaltliche und institutionelle Verzweigungen und Vernetzungen werden in Deutschland wie in keinem anderen europäischen Land gefördert, schließlich hat sich Deutschland seit Goethe und Schiller zu einer Nation entwickelt, die sich über ihre Kunst- und Kulturgüter definiert. Kunst hat gesellschaftlichen Wert, vor allem Kunst im öffentlichen Raum. Bauherren öffentlicher Gebäude müssen einen bestimmten Prozentsatz der Baukosten in Kunst am Bau investieren, Kunst im öffentlichen Raum hingegen wird durch kommunale Ausschreibungen befördert. Die künstlerische Freiheit allerdings ist weit entfernt. Künstlerische Eigeninitiative ist nicht vorgesehen und Privatbesitzer investieren Unsummen in die Befreiung ihres Besitzes von Graffitischmierereien. So weit der Ist-Zustand. (Was ist, wenn es keine Grenzen gäbe zwischen den Kunstorten, wie es bis zur Aufklärung der Fall war?)

Urbane Kunst blendet diese Grenzen aus. Die Künstler tragen die Freie Kunst in den Öffentlichen Raum, sie malen und ritzen Figuren, wie es die Ureinwohner Europas in Höhlen taten. Sie kleben Plakate wie die alten Römer, befreiten Schablonen von ihrem dekorativen, später politischen Inhalten und installieren Objekte wie der Kleingärtner Gartenzwerge. Sie ergänzen aktiv die Arbeit von Stadtplanern und Architekten, Kommunalpolitikern und Quartiersmanagern, Sozialarbeitern und Kulturbeauftragten, indem sie die Stadt zur Galerie erklären.

Urban Art gibt Stadtteilen ein Gesicht, das freundlich lächelnd zum Gespräch einlädt. Im Gegensatz zu Graffiti, das als popkulturelles Phänomen seit den 1980er Jahren die westliche Welt mit großen und kleinen Schriftzügen (Styles und Tags) und Figuren (Characters) überzieht, deren Bedeutung sich nur Eingeschworenen erschließt und als Sachbeschädigung bewertet gesellschaftlich geächtet wird, spricht urbane Kunst (Urban Art) mit ihrer einfachen Bildsprache den lokalen Kommunikationscode und greift soziale und architektonische Strukturen der lokalen Wirklichkeit auf. Sie bedient sich der Mittel Werbeindustrie, bevor sie auf dem Weg einer offiziellen Kunst-Ausschreibung an Kraft verliert. Urban Art ist Freie Kunst.

Ma´Claim

Man mag kaum glauben, dass eine der bekanntesten Urban Art-Künstlergruppen aus Deutschland, Ma´Claim, 2001 ihre Gründungsstunde in der Klassikerstadt Weimar, an einer Skatehalle hatte. Die Crew-Mitglieder Rusk (Weimar), Akut und Case (Schmalkalden) stammen aus Thüringen, Namensgeber Tasso aus Meerane im angrenzenden Sachsen.

Unsere Art, unser Gebiet, unser Claim

Gemeinsam machten sie sich 2001 auf, die Graffiti-Welt mit ihren photorealistischen Wandmalereien zu bereichern. Auf ihren zahlreichen Reisen realisierten sie Bildkonzepte, die vorher am Rechner entwickelt und Graffoto getauft wurden – eine Revolution für die auf Spontaneität angelegte Graffitiszene. Nach nur einem Jahr widmete das Szene-Magazin Backspin der Thüringer Crew eine Sonderausgabe und seitdem reisen Ma´Claim mit ihren Bildideen um die Welt, waren auf zahlreichen Festivals zu Gast und perfektionierten ihren Photorealismus, bis die ersten Galerien anfragten. Rusk: “Ich bin in Weimar aufgewachsen. Weimar ist eine Kleinstadt, welche eine sehr aktive Szene aufweist. Ich habe auf all meinen Reisen nicht noch einmal eine vergleichbar kleine Stadt mit so einer aktiven Graffitiszene gesehen. Um deutschlandweit bekannt zu werden, war Weimar natürlich nicht die perfekte Stadt, denn nur wenige auswärtige Maler fanden den Weg dorthin. Sollte mich aber nicht stören! Kamen sie nicht zu mir, musste ich also meine Styles zu ihnen bringen. Dafür waren unendlich viele Reisen und Magazine das ideale Mittel.” Heute reisen vor allem ihre Bilder in dem Buch „Ma´Claim – Finest photorealistic Graffiti“ um die ganze Welt, für das Goetheinstitut sind sie Botschafter für Deutschland und werden nach Los Angeles, Athen und Alexandria eingeladen, um dort zu malen, Ausstellungen auszurichten und Workshops zu geben.

Typism und Blouzaat

Ma´Claim-Mitglied Akut ist gemeinsam mit Typism aus Erfurt der deutsche Teil von Blouzaat – ein deutsch-jordanisches interkulturelles Cross-Media-Projekt zur praktischen Erforschung der urbanen Kunst. Mit ihren Partnern Ahmad Sabbagh und Mohammed Assaf haben sie sich zum Ziel gesetzt durch die Erschließung von Kulturen und Jugendkulturen, Musik und allgemeine kulturelle Praxis eine kreative Gemeinschaft über Kulturgrenzen hinweg aufzubauen. Blouzaat ist das Ergebnis von geteilten Erfahrungen, innovativen Ideen und Identitäten. Es möchte Partizipation und Selbstverwirklichung anregen.
Typism hat in Weimar Visuelle Kommunikation studiert und arbeitet als Grafik-Designer und freier Künstler. In der 1. Klasse drohte ihm die Lehrerschaft mit einem Psychiater, da seine Bilder sehr grafisch und auf Schwarz und Weiß reduziert waren und heute noch sind. Urbane Kunst versteht er als eine Ausdrucksform, um Inhalte und Meinungen zu transportieren. Dabei hilft die Erfahrung aus der Werbewelt, auf die wie er viele Urban Art-Künstler zurückgreifen kann, denn Werbung ist im Unterschied zu Streetart funktionalisierte und in hohem Maße legalisierte und legitimierte Gestaltung von Lebensräumen. Viele Künstler gestalten diese Räume daher zum Einen frei aber auch im Auftrag.

Farbgefühl

Farbgefühl aus Jena beispielsweise ist eine Firma für Auftragsgraffiti und jugendkulturelle Bildung. Sie haben das Foyer des deutschen Patent- und Markenamtes in Jena, das Parkhaus des Asklepios Fachklinikums in Stadtroda gemeinsam mit psychisch kranken Menschen und das ehemalige Polizeirevier gestaltet. Heute leben in dem einstigen Revier Studierende aus aller Welt. Damit sie wissen, an welchen Ort sie leben, haben Michael Pook und Michael Drosdek die Geschichte des Ortes fotorealistisch Ton in Ton mit der Klinkerfassade bildnerisch bewahrt. Neben Auftragsarbeiten ist den beiden Kreativunternehmern die Kulturelle Bildung wichtig. Seit Firmengründen haben sie neben unzähligen Aufträgen auch zahlreiche Workshops für Kinder und Jugendliche gestaltetgeben. Dafür arbeiten sie eng mit städtischen Einrichtungen und freien Kulturzentren wie dem Kassablanca am Westbahnhof, der Jungen Gemeinde und dem Jugendclub Hugo in Winzerla zusammen. Gemeinsam mit dem Streetworker Kaktus vom Hugo bemühen sie sich um die Bereitstellung legaler Flächen, die aus ihrer Erfahrung sehr gut angenommen werden. Egal ob Workshop oder Auftrag, der Zuspruch der Passanten ist groß und die Künstler und Laien nutzen rege die legal bereit gestellten Wände am Kassablanca, die eigentlich Züge sind, im Sommerweg und am Jenaer Kaufland. Die beiden (Farb-) Gefühlmenschen stellen allerdings immer und immer wieder fest, dass viele Ihrer Workshopteilnehmer zu Beginn meinen, sie könnten nicht malen. Zum Ende der Workshops wendet sich meist das Blatt und es werden stolz Bilder der eigenen künstlerischen Arbeit fotografiert.
Michael Pook: „Wir machen etwas, das Andere gern machen würden: Selbstverwirklichung.“ – sowohl persönlich als auch bei der Gestaltung des Lebensraums.

Web:
www.maclaim.de
www.typism.de
www.blouzaat.com
www.farbgefuehl.net

Literaturtipps:
Kristin Klitzke/Christian Schmidt: Street Art – Legenden zur Straße. Berlin, 2009.
Falk Lehmann/Stefan Petermann: Ma´Claim – Finest Photorealistic Graffiti. Mainaschaff, 2006.

Maxi Kretzschmar im Kulturjournal Mittelthüringen 04/2011

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Neuer Brief über die ästhetische Erziehung http://saugkultur.org/neuer-brief-uber-die-asthetische-erziehung/ http://saugkultur.org/neuer-brief-uber-die-asthetische-erziehung/#comments Sun, 20 Mar 2011 18:53:13 +0000 http://gluehendelandschaften.wordpress.com/?p=1025 Weiterlesen ]]> Kritische Auseinandersetzung mit dem Forschungs- und Bildungskonzept der Klassik-Stiftung Weimar hinsichtlich der Bildungsarbeit

Die Sattelzeit der Moderne
Die Modernisierung der europäischen Gesellschaft hat die Aufklärung, Sturm und Drang, Klassik und Romantik (Sattelzeit) ausgehend vom französischen und deutschen Kulturraum als Bezugsparadigmen: Die Aufklärung ebnet den Weg zur Säkularisierung, indem sie Argumentationsstrukturen verweltlicht, Glaube durch Erfahrung ersetzt und damit die Grundlage für weltliche Philosophie liefert. Ausgehend von den Philosophen, die auffällig oft Söhne protestantischer Pfarrer sind, ebnet sich die funktionale Differenzierung der Gesellschaft ihren Weg über die absolutistischen Herrscher hin zum Einzelnen, lost das geburtsständische Prinzip ab und verändert damit grundlegend das Menschenbild und damit die sozialen Interaktionsgepflogenheiten und -Möglichkeiten. Das Bürgertum macht seinen ehemals ausschließlich finanziellen Einfluss durch Bildung und Leistung geltend. “Ich denke, also bin ich.” Die neuen bürgerlichen Funktionseliten organisieren sich in Sozietäten, Lesegesellschaften und Geheimbünden wie der Freimaurerloge und bauen damit ein sich zunehmend weit verzweigtes kommunikatives Netz durch mehrere Zugehörigkeiten auf. Die intermediale Vernetzung folgt in logischer Konsequenz. In der Klassik und dem Sturm und Drang werden Philosophen zu Literaten, Literaten zu Theaterdramaturgen, Dramaturgen zu Prinzenerziehern, Prinzenerzieher zu Vätern – kurz: Sie wechseln ihre gesellschaftlichen Rollen bedarfsorientiert. Sie nehmen sich die Freiheit, die Religion konsequent durch politisches Handeln, Kunst und Kultur zu ersetzen, lösen die Polemik von Religion und Philosophie auf und stellen damit der Philosophie mit der Kultur ein weiteres Säkularisat zur Seite, um die Aufklärung konsequent und lustvoll voranzutreiben und die Glaubenslücke, die vormals durch Religion gefüllt war, mit Sinn zu füllen und so über Kultur nationalen Identifikationswert zu stiften. Religiöse idealistische Geschichtsschreibung wird durch kulturelle Sinngeschichtsschreibung Schritt für Schritt abgelöst. Die Romantiker unterstützen diesen Prozess mit dem Rückbezug auf Themen der mittelalterlichen Kultur, indem sie deutsche Volksmythen in Sagen und Liedgut ins Zentrum des Schaffens stellen, gleichzeitig aber die deutsche Sprache und das Bürgertum fokussieren. Die Romantik liefert damit die Grundlagen für unser gegenwärtiges Selbstverständnis als Privatmenschen und öffentlichen, das heißt politischen Menschen sowie dem Verständnis von sozialen und gesellschaftlichen Strukturen. Die romantische Integration von Kunst und Kultur in das alltägliche Leben hat die Modernisierung ins Private und damit in die Mitte der Gesellschaft getragen. Religion als einziger Bezugsrahmen und Konstante wurde innerhalb eines Zeitraums von weniger als 150 Jahren aufgelöst und die Basis für das wertende, empfindende, denkende Individuum gelegt. Seither ist Fortschritt und Scheitern jedes Einzelnen möglich, der frei, absichtsvoll und damit selbstverantwortlich entscheidet und handelt.

Kritik an der Aufklärung:
Die Aufklärung hat ihren Ausgang bei standesübergreifenden Funktionseliten, die die Säkularisierung vorerst ideologisch motiviert vorantrieben und ebenso gezielt wie die christliche Religion eine Trennung von Geist und Materie, eine Trennung von Verstand und Emotionen forcierte, dabei aber dem Verstand mehr Bedeutung beimaß.
Damit negiert die Aufklärung Persönlichkeits- und Geschlechterdifferenzen und liefert keine Antworten auf Genderfragen und Fragen die menschliche Psyche betreffend. Die Akteure der Klassik und Romantik haben Kunst und Kultur als Korrektiv dieses Missstandes weiterentwickelt, das auch heute in seiner freien Ausübung noch zu wenig Anwendung findet.
Den Menschen und seine sozialen Aktivitäten ausschließlich vernünftig, das heißt schlussendlich systemtheoretisch, zu betrachten, ist die Ursache für unsere gegenwärtigen gesamtgesellschaftlichen Probleme, die konsequent individuelle Bedürfnisse missachtet und dem Individuum schlussendlich eine “Planstelle” im angenommenen System der Gesellschaft zuweist, statt von individuellen Bedürfnissen ausgehend Gesellschaft partizipativ zu gestalten. Die Errungenschaften der Aufklärung ersetzen das religöse Korsett durch das vernünftige Korsett – der Mensch ist mehr! In einer Zeit, in der sich heraus gebildete Ich-Identitäten Fähigkeiten der Selbstreflexion auf ihrem Bildungsweg aneignen, romantische Familienmodelle sich selbst überholen, Grenzen zwischen Wissen und gesellschaftlichen Systeme maximal durchlässig erscheinen und die Möglichkeiten der freien Kulturproduktionen und der Kunstrezeption durch das überstarke wirtschaftliche System und den damit verbundenen Konsequenzen für Kunst und Kultur sukzessive eingeschränkt werden, erscheint es unverantwortlich die individuelle Psyche und Gefühlswelt ins System der Intimität abzuschieben und somit aus dem gesamtgesellschaftlich Bezugssystem auszuklammern. Die reine Vernunft darf niemals siegen! Denn ihr ist Empathie unbekannt. Empathie hingegen ist die Basis für gelingende Kommunikation, reflektierte das heißt selbstständige Entscheidungen und insbesondere der Krisen- und Konfliktbewältigung sowohl innerhalb des Systems “Mensch” als auch innerhalb des gesellschaftlichen Systems. Daher kann eine Pädogogik, die ausgehend von der Aufklärung kulturelle Bildung ausschließlich zu Erziehungszwecken hin zur Vernunft instrumentalisiert und so ausschließlich kognitives Wissen ins Zentrum des Interesses stellt, nicht zur Bewältigung der gegenwärtigen gesellschaftlichen Herausforderungen angesehen werden. Dass haben auch Goethe und Schiller verstanden und insbesondere Schiller verlieh in seinen Briefen über die ästhetische Erziehung konsequent der allgemeinen Persönlichkeitsbildung mit ästhetischen Mitteln Nachdruck.

Kritik am Bildungs- und Forschungskonzept:
Auch wenn die Klassik eine kulturelle Identität der deutschen Nation hervor gebracht hat, kann dies im Zeitalter globaler Handels- und Kommunikationsnetzwerke keine Orientierung mehr haben. Nationen sind ausgehend von Frankreich eine Erfindung des 18. Jahrhunderts -seinerzeits angemessene Strategie der Problembewältigung erscheinen sie heute wie auch andere Universallösungen obsolet. In einer Zeit, in der ausgehend von der künstlerischen Avantgarde des Dada und des Kubismus wie nie zuvor das Prinzip Collage in alle sich immer weiter verzweigende gesellschaftliche Subsysteme eindringt und die funktionaldifferenzierte Gesellschaft zur Realität geworden ist, definiert sich kein aufgeklärtes und empathisches Individuum über seine Nation, sondern vielmehr über sich selbst, seinen freien Willen, Individualität, Integrität und seine Peergroup. Die einende Kraft von Nationen, die später durch das Wirtschaftssystem ersetzt wurde, ist verpufft. Nicht umsonst legt die EU zahlreiche Förderprogramme auf, die die kulturelle Identität, die reflektierte Eigentätigkeit und interkulturelle Kommunikation fördern sollen. Identitätsstiftung muss beim Individuum und seiner Integrität ansetzen und erst in einem zweiten Schritt die Integration in Systemen beleuchtet werden. In der Pädagogik heißt das Zielgruppenorientierung, Kritiker schreiben Anarchie darüber. Wie in der modernen funktioal-differenzierten Gesellschaft eine Universal-Ethik ausgeschlossen ist, kann auch kein anderes System als universelles System anerkannt werden. Wie die Dichtung im 18. Jahrhundert die Störung vermeintlich sicheren Wissens zum Ziel hatte, kann ein kultureller Bildunganspruch der Klassik-Stiftung kein anderes Ziel verfolgen, ohne sich selbst und die Errungenschaften des Kosmos Weimar in Frage zu stellen.
Die im Forschungs- und Bildungskonzept 2010 enthaltenen Anmerkungen zu den Zielgruppen und daraus abgeleiteten Konsequenzen müssen in Teilen als Farce verstanden werden, wenn beispielsweise Willen bekundet wird, “die oftmals heterogenen lebensweltlichen Erfahrungen offensiv in den Blick” zu nehmen und “Vorbehalte ebenso wie Verständnisbarrieren” zu überwinden, im selben Atemzug allerdings ernsthaft die vorgeschlagene Frage “Wie viel Bürgertum steckt im Schloss?” ausschließlich hinsichtlich der Zielgruppe kritisiert wird. Die Zielgruppe sind hier Schüler und Schülerinnen im Alter von 11 und 12 Jahren.
Dass Vermittlung kognitiven Wissens und Handlungswissens als Spagat verstanden und mit nötigem Respekt behandelt wird, leuchtet ein. Die Kulturelle Bildung, die Soziokultur und die Sozialpädagogik haben hier funktionale Methoden entwickelt, die reflektiert und bei konsequenter Beachtung der zielgruppenspezifischen Bedürfnisse zum Einsatz kommen müssen, um nicht in ihrer Wirksamkeit an Kraft zu verlieren. Dann könnte der Satz “In diesem Kontext können niedrigschwellige Angebote erste Zugänge eröffnen und damit den Grundstein für eine vertiefende Auseinandersetzung mit den in Weimar präsenten kulturellen Überlieferungszusammenhängen legen.” auch eingelöst werden.
Mit Blick auf Schüler und Lehrer wird im Forschungs- und Bildungskonzept im deutschen Bildungswesen “tiefgreifende Transformationsprozesse” und pädagogisch-didaktische Reformen benannt. “So wird etwa dem handlungsorientierten und fächerübergreifenden Lernen und außerschulischen Projekten ein immer höherer Stellenwert zugemessen. Zunehmend etabliert sich eine Lernkultur, die den kulturellen und sozioökonomischen Veränderungen im Gefolge der Globalisierung Rechnung trägt.” Schulklassen soll eine projektorientierte, selbsttätige und kreative Annäherung an die Weimarer Klassik und das Bauhaus eröffnet werden, mit dem Ziel des nachhaltigen Wissenserwerb und Erwerb von Schlüsselkompetenzen. Dabei sollen insbesondere Schüler und Schülerinnen aus Förderzentren, Haupt- und Regelschulen vor allem mit Ausdrucks- und Kommunikationsformen der Jugendkultur angesprochen werden, obwohl auch 2011 Jugendkulturen “standesübergreifend” sind. Die Klassik Stiftung wird in den nächsten Jahren niedrigschwellige Angebote entwickeln, dafür braucht es einschlägig erfahrene Pädagogen.
Diesen Absatz unterschreibe ich ohne Widerrede, sobald die Wege geebnet werden, diesen Anspruch einzulösen. Heute sind das reine Willensbekundungen – nicht hinreichend eingelöst. Aber um den Bogen zum Bauhaus aus Weimar zu spannen: Form follows function.
2011 gilt “Form follows content”.

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Living Walls feat. City of X http://saugkultur.org/living-walls-feat-city-of-x/ http://saugkultur.org/living-walls-feat-city-of-x/#comments Fri, 18 Mar 2011 08:17:34 +0000 http://saugkultur.org/?p=1574 Weiterlesen ]]> In Zusammenarbeit mit dem Künstlerkollektiv iOver um Lucian Patermann und Simon Salem Müller habe ich sowohl das Medienprojekt City of X im Auftrag des Weimarer Lokalradio Lotte als auch das Graffitiprojekt Living Walls in Offenbach a. M. sowie Weimar umgesetzt. Living Walls brachte beides zusammen und City of X lieferte den Sound (Philipp Wartenberg!) und Living Walls die bewegten Bilder für die Dokumentation. 

http://io-ver.blogspot.de/2011/03/living-walls.html

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City of X – Das Lebensgefühl einer Stadt http://saugkultur.org/city-of-x-das-lebensgefuhl-einer-stadt/ http://saugkultur.org/city-of-x-das-lebensgefuhl-einer-stadt/#comments Thu, 16 Dec 2010 15:47:20 +0000 http://gluehendelandschaften.wordpress.com/?p=1014 Weiterlesen ]]> Wie klingt Dein Weimar?

Am Samstag, den 18.12.2010, 18.00 Uhr präsentiert Radio Lotte und das Künstlerkollektiv iOver im Rahmen von „City of X – Das Lebensgefühl einer Stadt” das Hörstück “Stadtgeflüster” – ein Quasi-Audioguide, der sechs Orte aus der Perspektive von Weimarer Einwohnern vorstellt und zur Tour durch die Stadt einlädt. Veranstaltungsort ist Radio Lotte, Niketempel am Goetheplatz.

Das Projekt „City of X“ widmet sich dem Versuch eine zeitgenössische Perspektive auf die Stadt Weimar und ihre Randgebiete zu entwickeln. “Weimars Stadtbild ist geprägt von Touristengruppen und Stadtführungen, denen die Stadt als Kulisse für Erzählungen eines vorgeblich so geschehenen Weimars dient.” so Lucian Patermann, künstlerischer Leiter des soziokulturellen Projektes. City of X bedient sich dieser Strategie, des Erzählens einer Stadt, und erweitert den Fundus an Stadtgeschichten um die Perspektiven ihrer Bewohner.
Neun Weimarer haben Orte ihres Lebensraums zu einer Tour durch Weimar zusammengetragen. 3 Mal sind die Projekt-Teilnehmer die Tour gegangen. Kurze Interviews, Umfragen, Notizen, Assoziationsketten, Bildbeschreibungen und Gedichte sind entstanden – alles unter der Zielstellung diese Orte von Neuem kennen zu lernen. Aus den gesammelten Dokumenten dieser Rundgänge entstand das Hörstück “Stadtgeflüster”, ein Quasi-Audioguide.
Gemeinsam mit Audiopostkarten von verschiedenen Orten der Stadt, dem Mailboxexperiment „Wie klingt Dein Weimar?“ und dem Tagebuch wird „Stadtgeflüster“ auf dem Projektblog citydiaryx.blogspot.com veröffentlicht und im Januar bei Radio Lotte ausgestrahlt.

City of X im Netz:
Projektblog: citydiaryx.blogspot.com
Facebook: www.facebook.com/cityofx
Soundcloud: soundcloud.com/city-of-x

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Neues Gewand für graue Brücke http://saugkultur.org/neues-gewand-fur-graue-brucke/ http://saugkultur.org/neues-gewand-fur-graue-brucke/#comments Thu, 09 Sep 2010 12:15:34 +0000 http://gluehendelandschaften.wordpress.com/?p=984 Weiterlesen ]]>

Am 24. September 2010 reisen 10 Weimarer Künstler, Studierende und Schüler nach Offenbach, um gemeinsam mit 10 Offenbachern, der Kaiserleibrücke ein neues Gewand zu geben.
Initiiert wurde das Projekt von dem Offenbacher Marcus Dörr, der in Weimar Maxi Kretzschmar und Lucian Patermann als Projektpartner gewinnen konnte.
Das Thema der künstlerischen Kollaboration: Die eigene Heimatstadt, ihr kulturelles Erbe, Ost-West, Kleinstadt-Großstadt, Ghetto meets Klassik, Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Dabei entstehen vorerst zwei komplett unterschiedliche Bilder, die zunehmend miteinander verschmelzen. Denn die Künstler lassen in die Interpretation
ihres Themas auch die Auslegung der anderen mit einfließen. Es entsteht ein Gesamtkunstwerk, das harmonisiert. Vergleichbar mit einer Symphonie: jeder spielt ein anderes Instrument und der Dirigent, in dem Fall das Thema, bringt sie zusammen und in Einklang. So werden alle Grenzen überschritten – sowohl bildsprachliche als auch zwischenmenschliche.

Mehr Informationen unter www.living-walls.org

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