SAUGKULTUR » blek le rat http://saugkultur.org Eine Initiative gegen Kulturdepression und für freie Entfaltung kreativen Potentials Tue, 09 May 2017 11:47:08 +0000 de-DE hourly 1 http://wordpress.org/?v=4.0 Madonna führt zu verborgenem Schatz http://saugkultur.org/madonna-fuehrt-zu-verborgenen-schatz/ http://saugkultur.org/madonna-fuehrt-zu-verborgenen-schatz/#comments Wed, 29 Mar 2017 15:08:54 +0000 http://saugkultur.org/?p=1761 Weiterlesen ]]> Als im Februar 2012 an der Karl-Liebknecht-Straße 7 im südlichen Zentrum von Leipzig nach Jahren hinter aufgeschichteten Plakaten Blek le Rats Stencil “Madonna mit Kind” wieder ans Licht gelangte, war der Wunsch geboren, dass sie bleibt – für den Künstler, die Kunst und für Leipzig.

Noch im März erschien der erste Artikel im Leipziger Stadtmagazin Kreuzer und ich wurde kurzerhand zur Graffitiexpertin erhoben, deren Text die Basis für den Denkmalschutz für die Madonna an Ort und Stelle war. Und innerhalb von 2 Wochen (!) stand ein vor 21 Jahren ungefragt angebrachtes Stencil auf der Liste des sächsischen Landesamt für Denkmalpflege. Das Motiv: Die Madonna der Pilger mit dem Jesuskind im Arm nach Caravaggio inkl. Widmung an die Kunst- und Kulturmanagerin Sybille und Künstlersignatur.  Eine Medienwelle löste die nächste ab, schließlich ist es das ältestes Kunstwerk des französischen Künstlers im öffentlichen Raum. Die Sensation war geboren und seit April 2013 ist die Madonna hinter Glas und eine neue, nun internationale Medienwelle brach los und es wurde heiß diskutiert über Gentrifizierung, Tourismus, die Widersprüchlichkeit im Umgang mit legal und illegal angebrachten Bildern und dem Unterschied von Kunst und Graffiti. Der Diskurs war spannend, allerdings habe ich mich weitest gehend von der öffentlichen Diskussion fern gehalten und mit der Madonna ein Thema in der Öffentlichkeit gehalten, das in Vergessenheit zu geraten droht:

Die Galerie éphémère in der Universität Leipzig

Die Galerie éphémère vereinte 1991 20 Künstler aus Frankreich und Deutschland zu einem Pochior-Projekt an der Leipziger Universität. Die Leipziger Künstlergruppe setzte sich aus Künstlerinnen um die hiesige Galerie Globus und Galerist Jost Braun zusammen, unter ihnen waren Jens Pfuhler, Gudrun Petersdorff, Steffen Balmer, Ingo Regel und Nowacky. Die französischen Künstler wie Blek le Rat, Jeff Aerosol, Miss Tic, Olivier und andere brachten die Technik des Schablonengraffitis, frz. Pochior nach Leipzig, wenn man damaligen Pressematerial glaubt. Während des Festivals entstand eine Dauerausstellung für Pochoirkunst im Seminargebäude der Universität Leipzig, sechs Fahnen und unzählige Fotos. Seit der Renovierung des Universitätscampus befinden sich die 100 großformatigen Arbeiten im Magazin der Universität Leipzig und sollen in den nächsten Jahren reinstalliert werden, wie die Sammlungskonservatorin Cornelia Junge im Juni 2013 gegenüber der Deutschen Welle und der Leipziger Volkszeitung bestätigte.

Seither liegen mir keine weiteren offiziellen Informationen zu dem Fortschritt des Vorhabens vor und ich wünsche mir für die Künstler, die Kunst und Leipzig, dass der “Graffiti-Kunstschatz” (LVZ) wieder seinen Platz in der Öffentlichkeit findet.

Weitere Informationen: Save Madonna

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Kunstwerk von Blek le Rat nach 21 Jahren in Leipzig-Kleinparis wieder entdeckt http://saugkultur.org/kunstwerk-von-blek-le-rat-nach-21-jahren-in-leipzig-kleinparis-wieder-entdeckt/ http://saugkultur.org/kunstwerk-von-blek-le-rat-nach-21-jahren-in-leipzig-kleinparis-wieder-entdeckt/#comments Fri, 02 Mar 2012 23:48:24 +0000 http://saugkultur.org/?p=1484 Weiterlesen ]]>  

Blek le Rat_Resaturierung_2012

Das ist der bisher unveröffentlichte Text, der den Denkmalschutz von Blek le Rat´s Madonna ins Rollen brachte:

Das Kunstwerk befindet sich in Leipzig Zentrum Süd an einem Haussockel. Laut Blek le Rat ist es das ältestes im öffentlichen Raum erhaltene Schablonen-Graffito des Graffiti-Pionier weltweit.
Blek le Rat ist ein internationaler Künstler und gilt als Vater der nicht politischen Schablonengraffiti, auch als Pochoir bekannt. Er begann seine Arbeit auf den Straßen von Paris mit zahlreichen Ratten, Panzern und Bananen. Bereits im Jahr 1971, lange bevor die erste Graffitiwelle mit dem Film Wildstyle (1983) aus den USA nach Europa schwappte, reiste Blek le Rat durch die USA und war überwältigt von den sich täglich vermehrenden Graffiti (Styles, Pieces und Characters), die wie farbenfrohe Pflanzen an den Wänden der Städte entlang rankten. Trotz des ursprünglichen Styleeinflusses entschied er sich 1981 für seine künstlerische Arbeit mit Schablonen zu arbeiten und sprühte in den 1980er Jahren verschiedene lebensgroße Menschenfiguren aus der Welt der Popkultur und verschiedene Madonnenfiguren seit der Renaissance nach Vorlagen alter Meister wie Caravaggio und Michelangelo. 2011 feierte er sein 30jähriges Sprüherjubiläum. “Sie sind meine Gestalten, sie ähneln mir alle irgendwie, sie stellten mich der Welt vor, wie eine Person sich einer anderen vorstellt. Wann immer ich sie auf die Wände malte, hatte ich das Gefühl, einen Teil von mir selbst an den Wänden aller Städte, die ich besuchte, zu lassen.”

Als eines seiner ersten Graffiti und damit eines der ersten Pochoirs in Deutschland gilt “Madonna mit Kind” (1989-1991). Als Vorbild diente Caravaggios “Madonna der Pilgerer” (1603-1605). Das Graffito ist seiner Frau Sybille gewidmet, die er bei einem Besuch an der Universität Leipzig während des Graffiti-Festivals Galerie Ephemere im September 1991 kennen lernte. An dem Festival nahmen 20 Künstlerinnen und Künstler aus Deutschland und Frankreich teil. Die Leipziger Künstlergruppe setzte sich aus 5 Künsterlnnen aus der hiesigen Galerie Globus und Galerist Jost Braun zusammen, unter ihnen waren Jens Pfuhler, Gudrun Petersdorff, Steffen Balmer, Ingo Regel und Nowacky. Während des Festivals entstand die erste Dauerausstellung für Pochoirkunst im Seminargebäude der Universität Leipzig, sechs Fahnen und unzählige Fotos. Seit der Renovierung des Universitätscampus befinden sich die 100 großformatigen Arbeiten im Magazin der Universität Leipzig und sollen in den nächsten Jahren reinstalliert werden. Einige der Arbeiten der teilnehmenden Künstler fanden ihren Weg in den Leipziger Stadtraum, insbesondere im Leipziger Süden entstand die erste Street Art Galerie Leipzigs. Xavier Prou: “It is funny because  at that time graffiti art was not considered like a criminal act as it is now.” (Fotos der Südvorstadt und Connewitz aus dem Jahr 1989 zeigen noch graue Wände, mit der politischen Wende und den westlichen Einflüssen änderte sich das Erscheinungsbild schlagartig).

Bei Renovierungsarbeiten ist nach Jahren unter Plakaten die “Madonna mit Kind” wieder zum Vorschein gekommen. Der Besitzer des Hauses hat seine Unterstützung beim Erhalt des 21 Jahre alten Kunstwerks zugesagt. Aktuell wird geprüft, wie und wo das Pochoir für die Zukunft erhalten werden kann. (…) Der Schöpfer unterstützt die Erhaltungsbemühungen und steht für die Restauration zur Verfügung, ist sich aber der Vergänglichkeit seiner Kunst bewusst: “C’est la vie, it´s Graffiti”.

Laut dem internationalen Künstler Loomit ist die Leipziger Madonna das älteste Pochoir im öffentlichen Raum Deutschlands und hochgradig schützenswert, verschiedene Szenestimmen bestätigen dies. Im deutschsprachigen Raum gibt es zwei Beispiele von in Schutznahme von Graffiti :

–       Denkmalschutz « Liebespaar » (ohne Jahr) des Aachener Wandmaler Klaus Paier in http://www.focus.de/kultur/diverses/denkmaeler-paiers-graffiti-unter-denkmalschutz_aid_623402.html (interessante Aussagen des rheinischen Denkmalschutzamtes), laut Wikipedia wird aktuell geprüft, ob sein gesamtes Werk in Aachen unter Denkmalschutz gestellt wird (http://de.wikipedia.org/wiki/Klaus_Paier_(Graffiti-Künstler))

–       Restaurierung und Konservierung « Undine » (1978) des Sprayers von Zürich Harald Nägli (http://de.wikipedia.org/wiki/Harald_Naegeli)

International gibt es zwei weitere Beispiele :

–       Arbeiten des internationalen Streetartists Banksy in Bristol wurden per Volksentscheid unter Schutz gestellt http://www.arte.tv/de/2913810,CmC=2914082.html (http://de.wikipedia.org/wiki/Banksy)

–       Keith Harings Wandarbeiten in New York und Italien http://www.comune.pisa.it/turismo/itinerari/haring-gb.htm  (http://de.wikipedia.org/wiki/Keith_Haring)

Im September 2011 wurde im Kunsthaus Bethanien eine Arbeit von Banksy aus dem Jahr 2003 offen gelegt und löste eine deutschlandweite Welle der Berichterstattung aus, aktuell wird geprüft, was mit dem Kunstwerk passiert http://diepresse.com/home/kultur/kunst/692831/BanksyHype-in-Berlin-und-London?from=simarchiv

http://www.zeit.de/kultur/kunst/2011-09/banksy-berlin-bethanien

http://www.bz-berlin.de/kultur/banksy-werk-im-bethanien-freigelegt-article1270101.html

http://www.tagesspiegel.de/berlin/stadtleben/street-art-kuenstlerhaus-bethanien-legt-banksy-bild-frei/4598782.html

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,785799,00.html

 

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