Erfurts geWERK – Gemeinsam wachsen

“Als Gewerk bezeichnet man handwerkliche und bautechnische Arbeiten im Bauwesen sowie historisch im Bergbau und dessen Umfeld.” Danke, Wikipedia! Das passt nicht ganz auf das geWERK in Erfurt!
In der Landeshauptstadt ist das geWERK ein Verein zur Förderung eines zeitgenössischen Kunst. Da – wie wir wissen – Kunst von Können kommt, kann auch Kunst ein Handwerk sein: Künstler bauen Ideen, manchmal auch Häuser, um ihren Ideen ein Bild und vor allem Raum zu geben.
In der Rudolfstraße hinter dem Petersberg entsteht just in diesem Momente solch ein Künstlerhaus. Das heißt, das Haus ist da, die Idee dahinter entwickelt sich work in progress. In den 11 Ateliers wird gemalt und geschraubt, in der Druckwerkstatt entstehen Hoch- und Tiefdrucke, die in der hauseigenen Galerie der Öffentlichkeit präsentiert werden. Die Galerie ist Treffpunkt der Künstler und Ort des Austauschs. Neben den geWERK-Künstlern werden auch Künstler aus ganz Thüringen ausgestellt.
Zu Lesungen und Konzerten gibt es zarte Töne und zuweilen harte Worte auf die Ohren. Verschiedenheit hat hier ihren Platz und befruchtet sich wechselseitig: Handwerk und Kunst gehen nach bester Bauhausmanier (Weimar) bzw. Mittelaltermanier (Erfurt) Hand in Hand! Wilhelm Dietel, Theatermaler mit grafischen Schwerpunkt beschreibt den geWERK-Gedanken so: „Alles steht auf Anfang und das immer wieder.“
Dass die Künstler und Lebenskünstler unterschiedlichen Alters und Genres voneinander lernen, gemeinsame Sache machen und sich als Gemeinschaft verstehen, ist Anliegen von Gründungsmitglied Thomas Thyes. Er glaubt, dass die Generationen voneinander profitieren: die Jungen von der handwerklichen Perfektion und der Lebenserfahrung der Alten und die Alten von der Energie und Tatendrang der Jungen. Gemeinsam bleiben sie fit und arbeiten interdisziplinär mit Mitteln der Kunst, Musik, Literatur und Theater an ihren Projekten. Das erfordert eine hohe Toleranz von allen geWERKlern, ist es doch für viele ungewöhnlich eine Weihnachtsgala mit Kunstauktion zu erleben. Und wenn dazu eine Heavy-Matel-Band spielt, bedarf es Offenheit sowohl beim Publikum als auch bei den Künstlern. Die permanente Diskussion des Gezeigten unterstützt den gemeinsamen Entwicklungsprozess. Die kurzen Wege im Haus und im Netzwerk lassen diesen hohen Grad an Spontaneität zu und so können Veranstaltungen und Ausstellungen mit einem Zeitfenster von vier Wochen im Voroaus geplant werden. Dass dabei Qualität gewahrt bleibt, ist Christoph Schaffarzyk zu verdanken. Er ist jüngstes Vorstandsmitglied und zeichnet sich für das Ausstellungs- und Veranstaltungskonzept verantwortlich. Er ist es, der dem geWERK eine Verjüngungskur verpasst hat und seit ca. einem Jahr kontinuierlich das Profil erweitert und anreichert – gemeinsam wachsen, weiter geht´s!

Mehr Informationen unter www.gewerk-erfurt.de
Maxi Kretzschmar in hEFt – für literatur, stadt und alltag, Juli 2010

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