tapac

Eine Tasche für Kultur

Mit einem Knopf wird sie verbunden und verbindet zudem zahlreiche Kunst- und Kulturköpfe der Freien Szene in Leipzig und Umgebung. tapac – ein alternatives Kulturfinanzierungs- und Netzwerkmodell – leistet dies. Erfunden wurde die Tabaktasche und das innovative Modell von Katharina Roeber, Ingenieurin für Verpackungstechnologie an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK) in Leipzig. Bereits 20 Galerien, Lesebühnen, Festivals und Literaturmagazine konnten im letzten Jahr mit insgesamt circa 1000,00 Euro unterstützt werden.

Katharina Roeber ist hauptberuflich als Dozentin an der HTWK tätig. Ihre Teilzeitbeschäftigung lässt das kleine Designunternehmen um die Tabaktaschen zu. Vorteilhaft ist zudem, dass ihr Brot erworben ist und keine Existenzen an dem Taschenprojekt hängen. So hat sie es sich immer gewünscht: Tagsüber Studierende zu neuen Verpackungstechniken animieren, in den verbleibenden Stunden mit engagierten Künstlern und Designern entwerfen, gestalten und ausprobieren.

Anfangs für den privaten Gebrauch genäht, entwickelten sich die funktional gestalteten Taschen schnell zu einem Lieblingsgegenstand im Freundeskreis. Es ist die Idee einer optimierten Tabaktasche, die garantiert individuell ist und in Handarbeit hergestellt wird. Das einfache Prinzip „Erst wickeln, dann drehen“ überzeugte zunehmend. Aber einfach verkaufen, um Geld zu verdienen, war nicht das Anliegen der jungen Frau und ihrem Kreativteam. Sie folgen der Theorie, wenn Menschen aus ihrem kulturellen Umfeld ihren Produkten so viel Interesse und Vertrauen entgegen bringen, sollte der Gewinn auch wieder zurückgegeben werden. Und so entstand die einfache Formel: 30 % zur Eigenfinanzierung des Unternehmens und 70% für Förderungen und Spenden zur Unterstützung kultureller Projekte im Leipziger Land. Auf unkommerzielle Art und Weise soll so eine Zusammenarbeit der Kulturarbeiter in den verschiedenen Bereichen realisiert werden. Junge Plakat- und Stoffgestalter, Buttondesigner und Modells, die für tapac arbeiten, erhalten die Möglichkeit sich der Öffentlichkeit zu präsentieren und ihre Ideen zu verwirklichen. Andererseits können mit ihrer Arbeit neue Projekte und Veranstaltungen der Partner sowohl finanziell als auch mit dem sich immer weiter verzweigendem Netzwerk unterstützt werden. Die Händler wiederum unterstützen das Anliegen des Taschenunternehmens, indem sie die Taschen in ihren alternativen Szeneläden anbieten, quasi nichts an dem Verkauf verdienen und so eine Kulturförderung entsteht, die erst durch das Zusammenarbeiten von tapac und lokalen Händler ermöglicht wird. tapac ist also ein wichtiger kultureller Multiplikator geworden.

Das entstandene Netzwerk um tapac, den Partnern und nicht zuletzt den Händlern ermöglichte 2007 erstmals die „Parade für Verrückte“ im Rahmen von Westpaket – ein alternativer Flohmarkt für Kunst, Design und Trödel mit kulturellem Rahmenprogramm im Leipziger Westen. Zahlreiche Hobby- und Profitrödler bieten Altes, Neues und Selbstgestaltetes an, Ausstellungen in Galerien und Konzerte unter freiem Himmel runden den Markt ab. Jeder kann mitmachen, mitkaufen und mitlachen. So auch Daniel Braun, Jungliterat der Stadt! Er zog gemeinsam mit 15 verkleideten Mimen singend und tanzend über den Markt. Mit französischen Chansons und Marschmusik, verrückten Ideen und ungewöhnlichen Figuren animierte die Gruppe Besucher zum Mitmachen, gemeinsamen Spiel und Spaß haben.

Projekte und Aktionen wie diese sind für Katharina Roeber die Quelle der Schöpfung und treiben das Unternehmen voran. Für die Zukunft ist der Ausbau der Produktpalette um Bücherhüllen und weitere Taschen mit neuen Gebrauchszwecken –auch für Nichtraucher- geplant. Unter dem Begriff pac_art will die alternative Kulturmäzenin Packungen des täglichen Gebrauchs künstlerisch gestalten und so noch mehr lokale Kulturnetzwerke unterstützen. Zwei Merkmale werden Bestand haben: 70% für Kultur, 30% für´s Unternehmen und der K(n)opf, der alles beisammen hält.

Die Taschen sind in ausgewählten Lieblingsläden in Leipzig, Dresden und Halle erhältlich.

Maxi Kretzschmar im Informationsdienst Soziokultur 3/08, Nr. 73

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